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Requiem 2001 - Stationen einer Werkentstehung

28.12.2000: eben habe ich vom tragischen Unfalltod meines Kollegen Stefan B. erfahren. Er hat an derselben Schule wie ich Gitarre unterrichtet. Meine Direktorin bittet mich, für eine Trauerfeier in der Schule bzw. zum Begräbnis Gestaltungsüberlegungen anzustellen.

1.1.2001: in den letzten Tagen sind immer wieder kleine Melodiefetzen durch meinen Kopf gegeistert - Erinnerungen an das Requiem von Andrew Lloyd Webber, bei dessen Aufführung ich vor Jahren unter Caspar Richter im Wiener Konzerthaus als Chorsänger mitgewirkt habe?  Heute notiere ich die Essenz daraus, einen dreistimmigen Introitus zu einem Requiem (in traditionell lateinischer Sprache), das mit stützenden Begleitakkorden untermalt ist - in Gedenken an Stefan B.

8.1.2001: erste Probe mit 8 Schülerinnen der Maturaklasse an meiner Schule. Es klappt bestens.

10.1.2001: Während einer Trauerfeier für Stefan  B. in der Klosterkirche Amstetten führen die Schülerinnen, mein Kollege und Freund Günter Spindelberger an der Gitarre und ich als Gesangs-Solist den Introitus zum ersten Mal auf.

In den nächsten Tagen werde ich den Gedanken nicht los, dass der Introitus nicht alleine stehen bleiben soll. Bis zum 25.1.2001 skizziere ich - teils auf meinen Bahnfahrten, teils zuhause - große Teile der Sequenz . Es kristallisiert sich langsam  heraus, dass das Werk ein reines a-capella-Stück werden soll. Schließlich finden sich Skizzen zu einem Kyrie und einem Sanctus aus dem Jahr 1997 in ähnlicher Besetzung, die allerdings noch einer gründlichen Überarbeitung bedürfen ...

10.2.2001: Mittlerweile existieren bereits 8 Minuten des Werkes. Bald werde ich die Überarbeitung des Kyrie beginnen.  Es ist gar nicht so leicht, den Kopf für eigene, originäre Ideen freizumachen; ständig "geistern" die berühmten Requiem-Vertonungen in meinem Kopf herum, vor allem Mozart, Verdi, aber auch das Brahms'sche "Deutsche" und das von A.L.Webber... Na ja, die Last der Tradition!

16.2.2001: Habe heute große Teile des Domine Jesu Christe skizziert. Nun ringe ich um die optimale Form für das "quam olim Abrahae promisisti" - keinen leichte Aufgabe!

20.2.2001: Das Lacrimosa, einer meiner Lieblingstexte des Requiems, ist gestern und heute ziemlich zügig entstanden. Ich glaube, es ist auch ganz gut gelungen. Ob es leicht zu singen ist, steht auf einem anderen Blatt ...

25.2.2001: Die Arbeit an der Sequenz ist schon sehr fortgeschritten, es "fehlen" noch Teile des Recordare und des Confutatis.

26.2.2001: Heute habe ich die Neufassung des Introitus und das Lux aeterna fertiggestellt. Überlegungen zur Gestaltung des Agnus Dei gehen in mehrere Richtungen ...

2.3.2001: Mittlerweile haben die umgearbeiteten Versionen des Kyrie und des Sanctus Gestalt angenommen. Nun ringe ich um die Gestaltung des Agnus Dei, wobei mir eine etwas eigenwillige Form vorschwebt. Auch in den Überlegungen zum Benedictus frage ich mich immer wieder: "traditionelle" Form (viel Solo, Chor nur beim Hosanna) oder doch etwas ganz anderes?

4.3.2001: An diesem Wochenende habe ich das Agnus Dei und das Benedictus fertiggestellt. Bevor ich die Vollendung der Sequenz in Angriff nehme, überschlage ich erstmals die voraussichtliche Gesamtlänge des Requiems - ca. 30 Minuten (!) - das rechtfertigt wohl eine Kompositionsdauer von mehr als zwei Monaten ...

5.3.2001: Heute habe ich mit der Fertigstellung der Sequenz die kompositorische Arbeit am Requiem beendet. Jetzt muss sich das ganze setzten; der nächste Schritt beginnt mit dem Überprüfen und Korrekturlesen der Partitur, die ich zum größten Teil bereits in den Computer eingegeben habe.

6.3.2001: Auf dem Nachhauseweg  von der Schule treffe ich in der U-Bahn "zufällig" den Chorleiter und Dirigenten Heinz Ferlesch, der sich den ersten Partiturausdruck des Requiems durchschaut. Er bittet mich, ihm nach Fertigstellung der Korrekturen ein Exemplar zukommen zu lassen - ein vielversprechender "Einstand" eines noch nicht einmal 24 Stunden alten Werkes, oder? Man wird sehen ...

6.4.2001: Im Zug von Amstetten nach Wien begegne ich meiner ehemaligen Studienkollegin Mag. Monika Riedler, die zur Zeit am St. Pöltener Diözesankonservatorium Gesang unterrichtet. Sie stellt mir in Aussicht, meine Kompositionen, v.a. das Requiem der dortigen Direktion nahezubringen.

Fortsetzung folgt ...

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